Darsteller:
Josef (Mantel, Hut, Wanderstab)
Maria (Poncho, Tuch um den Kopf)
Wirt 1 (mit Schürze, kariertes Hemd)
Wirt 2 (edel gekleidet evtl. Anzug wie ein Empfangschef, ?Hosenträger?)
Wirtin 3 (normale Kleidung)
Hirte 1 (alter Kartoffelsack o.ä., Wanderstab oder –stock)
Hirte 2 (alter Kartoffelsack o.ä., Wanderstab oder –stock)
Hirte 3 (alter Kartoffelsack o.ä., Wanderstab oder –stock)
Engel (weißes Kleid oder Anzug)
Spiel:
Maria u. Josef wandern langsam. Sie sind müde.
Maria: Josef, ich kann nicht mehr. Ist es noch weit bis nach Bethlehem?
Josef: Ach Maria, es kann nicht mehr sehr lange dauern bis wir da sind.
Maria: Josef, die Beine sind mir so schwer.
Josef: Ach Maria, ich weiß. Aber wir müssen uns beeilen, sonst müssen
wir noch eine Nacht unter freiem Himmel schlafen.
Maria: Nicht noch eine Nacht. Die Letzte habe ich schon kaum geschlafen.
Ich hatte solch eine Angst vor den Wölfen in den Wäldern und den
Schlangen auf dem Boden. Hoffentlich finden wir eine saubere
Herberge, die uns aufnimmt.
Josef: Ja Maria, so wie zu Haus in Nazareth.
Maria: Ach ich wünschte wir wären dort geblieben.
Josef: Aber das ging doch nicht. Der Kaiser Augustus hatte doch befohlen,
dass jeder in seinen Geburtsort zurückkehren müsse, damit alle
registriert werden.
Maria: Was hat er sich dabei wohl gedacht.
Josef: Na, was wird er gedacht haben. Er, der Kaiser, wird Geld brauchen.
Deshalb will er wissen, wie viele Untertanen er hat, von denen er
Steuern verlangen kann.
Maria: Aber jetzt verdienst du ja gar nichts. Zuhause hättest du wenigstens
weiter als Zimmermann arbeiten können. Wir hätten unser
Auskommen und könnten die Steuern zahlen. Jetzt haben wir gar
nichts. (Sie zeigt auf die Tasche) Sogar unser Proviant ist
aufgebraucht.
Josef: Der Herr wird uns schon helfen. Er hat uns auf dem ganzen Weg
beschützt.
Maria: Sieh, Josef, dort. Dort sehe ich Häuser. Ob das Bethlehem ist?
Josef: Ja, ja, dort ist mein Heimatort. Jetzt sind wir gleich da. Dann kannst
du dich ausruhen, Maria.
Ende 1. Szene
(Josef u. Maria klopfen an einer Tür)
Wirt 1(ungehalten): Wer da?
Josef: Wir suchen eine Herberge.
Wirt 1: Da hättet ihr früher kommen müssen. Hier ist nichts mehr frei.
Josef: Aber bitte – habt ihr nicht doch noch ein Bett für uns. Eine kleine
Kammer würde uns reichen.
Wirt 1: Nein! (Er schlägt Josef die Tür vor der Nase zu, dreht sich zum
Publikum und brüllt:) Habenichte und Taugenichte sind das. Für
solche Leute schaffe ich doch keinen Platz. Nee, nee. So wie die
aussehen, können die sowieso nicht zahlen und ich bleibe auf den
Kosten sitzen. Nassauer, sage ich Ihnen, Nassauer sind das. Die
wollen sich auf meine Kosten einen lauen Lenz machen. Die
würden Sie doch auch nicht reinlassen, oder? Nee, nee- mit mir
nicht, sage ich Ihnen, mit mir nicht. (Er dreht sich um und geht
weg.)
Währenddessen gehen Maria u. Josef weiter. Immer noch auf der Suche nach
einer anderen Herberge. Sie finden eine und klopfen an. Keine Reaktion. Sie
klopfen nochmal. Dieses Mal energischer.
Wirt 2: Ja, ja ich komme ja schon. (Er öffnet die Tür und mustert die
Besucher.) Was wollt ihr?
Josef: Wir suchen ein Quartier für eine Nacht.
Wirt 2: Hier ist nichts frei. (Versucht die Tür zu schließen. Aber Josef stellt
sich davor.)
Josef: Bitte, wir kommen aus Nazareth und sind schon so lange
unterwegs. Habt ihr keinen Strohsack im Haus? Das würde uns reichen.
Wirt 2 (schiebt Josef unsanft beiseite): Nein, habe ich nicht. Raus. Und gute
Nacht. (Er schließt die Tür und spricht zum Publikum): Strohsack!
Was denken die denn, wo sie hier sind? Selbstverständlich hätte ich
noch was frei. Ich habe ein großes Haus. Es ist sauber und
ordentlich. So richtig was für die bessere Gesellschaft, verstehen
Sie? Die hätten Sie doch auch nicht reingelassen, oder? So was wie
die hat mir gerade noch gefehlt. Ein Bett für eine Nacht, phh. So
wie die aussehen, haben die Wanzen und Flöhe dabei. Danach kann
ich dann das Zimmer – womöglich auch das ganze Haus
ausräuchern. Da warte ich doch lieber auf saubere Gäste.
Wieder haben Josef und Maria eine Runde gedreht.
Wirtin 3 tritt vor und kippt einen Eimer Wasser aus. Sie bleibt vor der Tür stehen
und schaut überwältigt in den Himmel.
Wirtin 3: Wie dunkel es ist. Kein Mond, keine Sterne. Was für eine Nacht,
die Gott heute werden lässt. Es ist stiller als sonst. Ich kann es nicht
deuten aber irgendetwas ist anders.
Maria: Schau Josef, dort ist noch eine Herberge. Lass es mich versuchen.
(Sie treffen auf die Wirtin.)
Wirtin 3: Was kann ich für euch tun?
Maria: Wir sind auf der Suche nach einer Unterkunft.
Wirtin 3: Bist du schwanger?
Maria: Ja. Und ich glaube, das Kind kommt heute Nacht. Habt ihr einen
Platz für uns? Wir müssen uns ausruhen. Seit Tagen sind wir
unterwegs, weil der Kaiser es so bestimmt hat. Jetzt sind wir nur noch müde.
Wirtin 3: Ach mein liebes Kind. Nein, ich habe nichts mehr frei. Es tut mir
leid. Selbst der letzte Strohsack ist besetzt. Ich bin bis unters Dach
ausgelastet. So wie ihr sind viele Menschen nach Bethlehem
gekommen. Ich fürchte, ihr werdet in der ganzen Stadt kein Zimmer
finden. --Aber… aber wartet. Da fällt mir ein, dass ich vor der Stadt
noch einen Stall habe. Dort sind zwar unsere Kühe und Schafe
untergebracht aber es ist trocken und warm und ihr seid geschützt.
Wenn ihr damit Vorlieb nehmen wollt, dann könnt ihr dort nächtigen.
Josef (erleichtert): Gott segne euch. Das Angebot nehmen wir zu gern an.
Wirtin 3: Dann hole ich noch schnell ein Licht für euch und etwas zu Essen
und Trinken, damit ihr euch ein Nachtmahl zubereiten könnt. Eine Decke gebe ich
euch auch mit. (Er eilt davon.)
Ende 2. Szene
Zwei Hirten stützen sich gelangweilt auf ihren Stöcken ab.
Hirte 1(gähnend): Ich wollt ich wär ein Huhn..
Hirte 2: Ich hätt nicht viel zu tun…
Hirte 1: Ich legte jeden Tag ein Ei und sonntags hätt ich frei.
Hirte 3 (kommt dazu): Alles ist ruhig. Ich glaube, das wird eine ruhige Nacht.
Hirte 1: Das hoffe ich doch wohl.
Hirte 2: Na, dann können wir uns doch alle schlafen legen.
Hirte 3: Bist du narrisch? Wenn der Wolf erstmal zuschlägt, dann ist es zu
spät um einzugreifen. Was glaubst du, was unser Herr mit uns
macht, wenn seine Schafe gerissen wurden und wir müssen sagen:
Wir haben geschlafen. Man könnte meinen, du hältst zum ersten
Mal Wache. Aber schlaft ihr nur. Ich passe schon auf.
Hirte 1 (schnell): Okay. (Er legt sich und wickelt sich in seine Decke ein.)
Hirte 2 (zögert): Meinst du wirklich? (schaut in den Himmel) Ich weiß nicht. Es
ist eine eigenartige Nacht heute. – Ich bleibe auch wach. Wer weiß,
was sich bei dieser Dunkelheit so raustraut.
Hirte 3 schaut zum Himmel und nickt zustimmend. Hirte 1 schnarcht laut.
Unvermittelt taucht ein Engel auf. Die Hirten erschrecken sich. Hirte 1 springt
auf.
Engel: Ihr Hirten, Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine
Botschaft, die das ganze Volk mit großer Freude erfüllen wird:
Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren
wurde, der versprochene Retter zur Welt gekommen. Es ist
Christus, der Sohn Gottes. Und daran werdet ihr ihn erkennen:
Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe!
Geht hin und begrüßt den Heiland.
Der Engel verschwindet wieder. Die Hirten sind verunsichert.
Hirte 1: Was war das?
Hirte 3: (reibt sich die Augen): Ich glaube, ich habe einen Engel gesehen.
Hirte 2: Ich habe ihn zuerst gesehen.
Hirte 1 (staunt): Ich kann es nicht glauben.
Hirte 2: Was hat er gesagt?
Hirte 3: Wir sollen ein Kind suchen, hat er gesagt, das soll in einer
Krippe liegen, hat er gesagt. Das Kind soll das ganze Volk mit
Freude erfüllen, hat er gesagt. Er soll unser Heiland sein, hat er gesagt.
Hirte 1 (staunt): Das hat er alles gesagt?
Hirte 2: Ja, und dass das Kind Gottes Sohn sei.
Hirte 1 (staunt): Das hat er auch noch gesagt?
Hirte 2 (ungeduldig): Ja, und das du mich zu ihm tragen sollst.
Hirte 1 (staunt- wacht auf): Nein, das hat er nicht gesagt.
Hirte 3: Na also, hast du ja doch alles selber gehört. Was fragst du
dann immer noch. Nun kommt und lasst uns das Kind suchen.
Hirte 1: Aber wie werden wir es finden?
Hirte 2: Ich glaube der helle Stern dort am Himmel wird uns den Weg
zeigen.
Hirte 1: Aber was machen wir mit den Schafen. Die können wir doch
hier nicht allein lassen.
Hirte 3: Doch, das denke ich schon. Was soll ihnen schon geschehen in
einer solchen Nacht, in der ein Engel erscheint um uns
einfachen Hirten zu verkünden, dass der Retter der Welt
geboren ist. Da wird niemandem ein Leid geschehen.
Hirte 2 (frohlockend): Und ich habe den Engel als Erster gesehen.
Ende 3. Szene