Wanderer am Weihnachtstag

Stück für 13 Personen

 Zwei Gruppen Menschen sind auf dem Weg. Eine Gruppe (Josef u. Maria) gehen schweigsam voran. Die anderen (1 Mann, 3 Frauen) halten Abstand zu ihnen. Die Frauen tuscheln miteinander.

Frau 1:  Guck mal wie fürsorglich Josef mit ihr umgeht.

Frau 2:  Dabei ist es gar nicht sein Kind, das sie unter ihrem Herzen trägt.

Frau 3:  Nicht seines? Aber wie ist das denn möglich?

Frau 1:  Na, wie das möglich ist, das brauche ich dir doch wohl nicht zu erklären.

Frau 3:  Bekommt Maria ein Kind von einem anderen Mann?

Frau 2 (schnauft verächtlich): Phh. Wenn es ein anderer Mann gewesen wäre. Aber für so eine einfache Erklärung ist Maria nicht zu haben.

Frau 3 schaut ungläubig.

Frau 1 (wichtigtuerisch): Sie sagt, dass ihr der Engel Gabriel erschienen sei. Und der hätte ihr ankündigte, dass sie den Sohn Gottes vom Heiligen Geist empfangen und ihn gebären werde. Frau 3 (kopfschüttelnd): Aber das glaubt sie doch wohl selber nicht.

Frau 1 u. 2 reden durcheinander : Doch, doch, doch!

 

Maria zu Josef: Josef, sie tuscheln über uns.

Josef: Ja Maria, ich weiß.

Maria: Josef, du nimmst es so leicht. Dabei kannst du gar nichts dafür. Ich bin dir so dankbar, dass du dich unser angenommen hast. Ich kann das kaum ertragen.

Josef: Ach Maria, mach dir nichts daraus. Es ist doch nur Altweibergeschwätz.

Maria: Ach Josef, was müssen wir alles ertragen? Niemand der mit uns spricht auf dieser weiten Reise bis nach Bethlehem. Und dann noch das Kind, das ich in mir trage. Das Kind, das der Engel Gabriel den künftigen König aller Menschen und Völker genannt hat.

 

Alle gehen weiter. Die Gruppe trifft auf einen Jäger.

Jäger: Wo wollt ihr denn hin?

Frau 2: Wir müssen nach Syrien.

Mann: Und wir nach Judäa.

Jäger: Das ist aber noch sehr weit. Da habt ihr ja noch eine lange Reise vor euch. Warum geht ihr dorthin?

Frau 2: Hast du nicht gehört, das Kaiser Augustus befohlen hat, das jeder Mensch in seine Vaterstadt gehen soll, damit er gezählt wird?

Mann (stößt Frau 2 kräftig in die Seite und rümpft die Nase) Mann zu Frau 2:  Damit hat der Kaiser doch nur die Vermögenden gemeint. Die sollen sich zählen lassen, damit er gleich feststellen lassen kann, was jeder hat. Und wo er noch mehr Steuern einbehalten kann.

Mann zu Jäger: Das kann dir ja wohl nicht passieren. So wie du aussiehst, ist bei dir ja nicht viel zu holen. Jäger: Da habe ich wohl mal Glück gehabt, oder?

Die Gruppe nickt ihm zu und zieht weiter. Nach einiger Zeit trennen sich die Wege. Alle gehen in verschiedene Richtungen weiter. Jesus u. Maria allein. Sie treffen auf 3 Hirten.

 

Hirte 1: Wohin denn des Weges?

Josef: Wir wollen nach Bethlehem. Sind wir hier richtig?

Hirte 2: Ja, das seid ihr. Aber ihr seid spät. Ich hoffe, dass ihr noch ein Quartier bekommt. Vor euch sind schon so viele hier entlang gekommen. Und sie alle wollten nach Bethlehem. Außerdem sind die Zöllner dort, die euch zählen sollen.

Josef: Wir konnten nicht schneller. Meine Frau bekommt bald ihr Kind. In ihrem Zustand ist der Weg eigentlich viel zu beschwerlich. Aber wir hatten Angst davor, dass der Kaiser uns bestraft, wenn wir nicht tun, was er sagt.

Hirte 1: Der Kaiser hat gut reden. Der sitzt gemütlich in seinem Palast und zählt seine Juwelen und Edelsteine.

Hirte 2: Und weil ihm das nicht genug ist, schickt er jetzt auch Alte und Schwangere auf lange Reisen. Nur um festzustellen, wo es noch etwas zu holen gibt.

Josef seufzt: Dabei haben wir gar nicht viel. Ich arbeite als Zimmermann. Das man dabei nicht reicht wird, dass könnt ihr mir glauben. Aber was nützt es uns, zu klagen.

Hirte 1: Ihr solltet euch beeilen. Denn es wird gleich dunkel. Und in der Dämmerung trauen sich die Wölfe wieder aus den Wäldern um auf Jagd zu gehen.

Josef: Wir haben keine Angst. Der Herrgott wird uns beschützen.

Hirte 2: Falls ihr kein Quartier für die Nacht findet. Am Ausgang des nächsten Dorfes gibt es einen Schafstall, den wir häufig nutzen. Dort könnt ihr einkehren. Es ist nicht luxuriös, aber der Stall hat ein Dach und zwischen Heu und Stroh ist es trocken und warm.

 

Josef u. Maria ziehen weiter!

 

Drei Hirten liegen auf einer Wiese. Einer hält Wache, die beiden anderen schlafen. Der Wachhabende führt Selbstgespräche.

 

Hirte 3: Es ist so fürchterlich dunkel heute. Da könnte es einen schaudern. Mich nicht. Ich bin ja ein Kerl. Ich habe es nicht nur hier (zeigt auf seinen linken geballten Bizeps) sondern auch hier (zeigt auf seinen rechten geballten Bizeps.)

Irgendwo meldet sich ein Käuzchen – Er erschrickt sich –schaut sich um- zieht seine Decke fester um sich. Dann blickt er zum Himmel.

Hirte 3 fährt fort: Kaum ein Stern am Himmel ist zu sehen. Ich glaub, ich sollte mich mal etwas bewegen, sonst schlafe ich noch ein. Er springt von einem Bein auf das andere. Ein Sternenschweif fliegt dicht an ihm vorüber- er erschrickt wieder - versteckt sich wieder unter seiner Decke, lugt daraus hervor. Dann wird er wieder mutig.

Hirte 3:  Man gut, dass mich niemand gesehen hat. (Er schaut auf die anderen Beiden). Die schlafen noch. So gut hätt ich es jetzt auch gern. Ich geh jetzt mal die Schafe zählen. Plötzlich erscheint im hellen Licht der Engel.

Der Hirte 3 erschrickt wieder, fällt hin und stürzt dabei auf die anderen, die dadurch unsanft geweckt werden.

Engel: Ihr Hirten, Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine Botschaft, die das ganze Volk mit großer Freude erfüllen wird: Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der versprochene Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Sohn Gottes. Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe! Geht hin und begrüßt den Heiland.

Der Engel verschwindet wieder. Dort wo er war, strahlt ein Stern. Die Hirten sind verunsichert. Hirte 4: Was war das?

Hirte 5: reibt sich die Augen: Ich glaube, ich habe einen Engel gesehen.

Hirte 3: Ich habe ihn zuerst gesehen.

Hirte 4: (staunt) Ich kann es nicht glauben.

Hirte 5: Was hat er gesagt?

Hirte 3: Wir sollen ein Kind suchen, hat er gesagt, das soll in einer Krippe liegen, hat er gesagt. Das soll das ganze Volk mit Freude erfüllen, hat er gesagt. Er soll unser Heiland sein, hat er gesagt.

Hirte 4: (staunt) Das hat er alles gesagt?

Hirte 3: Ja, und dass das Kind Gottes Sohn sei.

Hirte 4: (staunt) Das hat er auch noch gesagt?

Hirte 5: (ungeduldig) Ja, und das du mich zu ihm tragen sollst.

Hirte 4 (skeptisch): Nein, das hat er nicht gesagt.

Hirte 5: Na also, hast du ja doch alles selber gehört. Was fragst du dann immer noch. Nun kommt und lasst uns das Kind suchen.

Hirte 3: Aber wie werden wir es finden?

Hirte 5: Ich glaube der helle Stern dort am Himmel wird uns den Weg zeigen.

Hirte 4: Aber was machen wir mit den Schafen. Die können wir doch hier nicht allein lassen. Hirte 5: Doch, das denke ich schon. Was soll ihnen schon geschehen in einer solchen Nacht, in der ein Engel erscheint um uns einfachen Hirten zu verkünden, dass der Retter der Welt geboren ist. Da wird niemandem ein Leid geschehen.

Hirte 3 (jubilierend): Und ich habe den Engel als erstes gesehen.

Ende